Pellinor hatte schweigend zugehört. "Das sind allessamt gute Geschichten. Die vom Widder gefällt mir sehr gut. Ihr seid eine sehr weise Frau", sagte er zu der Novizin gewand. "Loherich, Ihr habt uns noch keine Geschichte erzählt. Also ölt Eure Kehle und dann legt los, sofern Ihr gewillt seid."
Khorena lächelte von Pellinors Worten ein wenig verlegen. Dann sah sie Delenas an, während er vom Aufstieg und vom tragischen Fall des Demeroths erzählte. "Ihr sprecht wahr, denn Wissen ist Macht und vor allem eine Gefahr für jene, dessen Herzen schwach sind. Es braucht die Weisheit Hesindes und den Mut von Rondra, diese richtig einzusetzen."
"ich denke, dass wissen allein keine Macht bedeutet. auch der Weiseste Mann kann von einem strohdummen Oger erschlagen werden. Wissen ist erst dann Macht, wenn es richtig eingesetzt wird, also wenn der Weise sich durch sein Wissen einen Winterwolf abrichtet ich weiß nicht ob das so stimmt, ich bin nur Knappe, aber ich habe einfach schon zu viele Orks schlaue Männer töten sehen..." Pellinor endete und kaute sich nervös die Lippen. Er überlegte, wann er das letzte mal als wirklich gleichwertiger Gesprächspartner anerkannt war. Das musste länger her sein, vorher war er entweder der Knappe seines Herrn oder der Adelige unter Soldaten, nie auf Augenhöhe. Doch er fand seinen gefallen an dieser Situation.
"Ich habe mit keine meiner Worte erwähnt, dass Wissen alleine Macht bedeute", zwinkerte sie Pellinor zu. "Ich würde sagen, dass es doch von großer Torheit spricht, wenn der weiseste Mann sich einem grobschlächtigen Oger stellen würde."
___________________________________________________________________________________________________________________________________ „Erhaben ist, was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüths beweiset, das jeden Maßstab der Sinne übertrifft.“
"Aber ich behaupte, dass Wissen Macht darstellt. Denn eure Beispiele hinken etwas. Wenn der Mann weise wäre, dann wüsste er um die Gefahren um einen Oger und wüsste auch wie er sich zu verhalten hat, oder wie er den Oger überlisten kann, denn sonderlich schlau sind diese Burschen nicht. Das dem Wissen Taten folgen müssen ist richtig, doch sind die Taten nur die Umsetzung des Wissens und je mehr und besseres Wissen man hat, desto besser die Umsetzung. Da somit eine machtvolle, starke Tat auf eben so starken und mächtigen Wissen basiert, kann man wohl auch kurz sagen: "Wissen ist Macht.""
"Mhh...", raunt die Novizin und sieht Delenas nachdenklich an. "Ich fürchte wir werden hier stagnieren, denn nun treffen Welten aufeinander... Ihr müsst wissen, dass der Kampf für Ihre Gnaden und mich etwas Heiliges darstellt. Eine List zu verwenden, um seinen Gegenüber zu überwinden ist in den Augen der Leuin inakzeptabel und verwerflich...
Allein durch die Tatsache, dass jeder von den Anwesenden unter den Worten "weisester Mann" etwas anderes zu verstehen scheint, werden wir hier zu keinem Konsens kommen. Ich für meinen Teil bin von der langen Reise erschöpft und würde es begrüßen von anderen Themen zu sprechen."
_______________________________________________________________________________________________________________ „Erhaben ist, was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüths beweiset, das jeden Maßstab der Sinne übertrifft.“
"Hier würden wirklich sehr verschiedene Welten aufeinander treffen. Ihr habt aber Recht, für solch eine Diskussion ist gerade nicht die richtige Zeit." Deleas lächelt und genehmigt sich noch einen Schluck seinesgrünen Getränks. "Worüber würdet ihr denn eher sprechen wollen?"
"Vielleicht über das, was uns so auf der Straße passieren könnte? Wenn ihr so allwissend zu sein scheint, kennt Ihr die Straße die wir wohl als umweg nehmen müssen?", fragte Pellinor
"Abgesehen von dem miesesten Wetter der Welt und einem mehr als mühsigen Marsch durch das Moor kann euch dort recht wenig passieren. Aber ich bin den Weg selbst nur 2 mal entlang gegangen und ich stamme nicht aus dieser Gegend. Wer da wohl eher eine Aussage zu treffen kann ist wohl der Wirt." Sagt Delenas mit einem Nicken in die Richtung des Wirts.
"Ach und eines seht ihr falsch junger Herr. Ich strebe nach Wissen und sehe die Gewinnung von neuem Wissen als meine größte Pflicht an, aber allwissend bin ich bei weitem nicht und habe es auch nicht behauptet."
Als er bemerkt, dass der Wirt in ihr Richtung blickt und wohl auch die Frage von Pellinor mitbekommen hat, wendet sich Delenas an ihn.
"Bevor du antwortest, bring mir bitte noch eine Flasche vom guten Grünen und setz dich zu uns. Ich gehe mal davon aus, dass es noch weitere Fragen über die Gegend hier geben wird und ich glaube kaum, dass heute Abend noch groß Gäste eintreffen werden."
"och.. so schlimm ist das Wetter garnicht, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, " meint der Wirt schmunzelnd, "im Sommer wird es hier sogar richtig warm und die Sonne strahlt vom Himmel, da meint man fast die alten Zeiten wären wieder angebrochen und die guten Geister zurückgekehrt. Aber unser Baron bemüht sich nach Kräften die Baronie wieder aufzubauen nachdem die Herrschaft so lange gelitten hat, obwohl man den alten Baron, möge seine Seele Frieden gefunden haben, auch verstehen konnte dass er so in Schwermut verfallen ist und mit seinem Tod scheinbar die gesamte Baronie. Nun ja...
Aber auf den Wegen kann wirklich nicht viel passieren, außer man kommt vom Weg ab und gerät ins Moor. Was eigentlich, wenn man genug Licht dabei hat, auch noch nicht vollkommen lebensbedrohlich ist, wenn man vorsichtig ist kann man da auch wieder herausfinden... nur sollte man sich von den Irrlichtern fernhalten, diese kleinen Biester, versuchen jeden tiefer ins Moor zu ziehen, bis hinunter in ihr dunkles, nasses Reich. Und die Händler berichten von einem Rückgang der Überfälle auf den Handelsstraßen, da hat sich unser Baron auch sehr bemüht, zwar müssen Bauern, Händler und Handwerker jetzt mit weniger Knechten auskommen, jeder muss einen Sohn, oder einen seiner Knechte an die Militärakademie schicken, aber dafür werden auch die Tagelöhner von den Straßen geholt. Sie und die Söhne des Landes erhalten eine gute Ausbildung. Die meisten scheinen zufrieden zu sein, auch wenn die Akademie ebenfalls vom Volk versorgt werden muss und die Steuern und Abgaben deswegen erhöht wurden. Naja dafür sind halt die Straßen sicherer geworden und es kommen wieder mehr Händler in unsere Gegend, vorher war man ganz schön lange unterwegs weil man nicht alle Waren hier bekommen konnte. Auch zu mir kommen wieder mehr Gäste", meint er grinsend," meine Maeve war schon ganz trübsinnig das nicht mehr soviele Gäste kamen um sich von ihr bekochen zu lassen, sogar der König ist hier schon einmal eingekehrt um von ihrem Stew zu essen, sie kocht doch so gerne und meint immer sich um alle kümmern zu müssen, vor allem seid unser Sohn auch beim Militär ist, " lächelnd schüttelt er den Kopf, " hm..wo war ich ? Ach ja, also durch die Aufstockung des Militärs sind die Straßen sicherer geworden und die meisten sind zufrieden wie die Baronie wieder aufblüht, aber einige können immer nur meckern und beschweren sich über die Abgaben oder die Höhe der Steuern, dass sie ihre Söhne auf die Akademie schicken müssen, dass neue Menschen hierher kommen und man ja nie weiß was die im Schilde führen... und so weiter... Aber mit einem haben sie recht, ein paar zwielichtige Gestalten sind wohl doch mit durchgeschlüpft...es heißt, sie hätten sich mit einem Ritter zusammen getan und führen von seiner Burg aus Raubzüge durch. Aber das braucht euch nicht beunruhigen, die Burg soll einige Tagesritte weiter im Süden liegen. "
"reden macht durstig", sagt er als er seine Erzählung beendet hat, greift zu seinem Krug und nimmt einen kräftigen Schluck Bier.
"Raubzüge?", wiederholte Khorena langsam. "Mh... schenkt mir nach und berichtet mehr davon."
_______________________________________________________________________________________________________________ „Erhaben ist, was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüths beweiset, das jeden Maßstab der Sinne übertrifft.“
"Und ein Adeliger, der sich offen mit Verbrechern gemein macht? Das ist durchaus bedenklich."
Ja! Ich weiß, woher ich stamme! Ungesättigt gleich der Flamme Glühe und verzehr' ich mich. Licht wird alles, was ich fasse, Kohle alles, was ich lasse: Flamme bin ich sicherlich.
" Nun ja, sooo genau weiß ich das auch nicht...das ist das was man von den Durchreisenden so hört", meint der Wirt, " aber ob jetzt wirklich ein Ritter der Anführer bist und den Räubern unterschlupf gewährt, vermag ich nicht zu sagen... aber sie treten wohl recht militärisch auf und der anführer soll eine Rüstung tragen... aber sein Gesicht hat noch keiner gesehen.. oder kann davon noch berichten... man munkelt, dass ein Teil der Beute als Spende für Bedürftige wieder aufgetaucht sei.. aber niemand weiß genaues... jedenfalls regen sich einige der Händler auf und fürchten das ihr zusammengetragener Reichtum an die Diebesbande verloren gehen könnte, ... naja manche sitzen halt ganz schön auf ihrem Geld....
"Habe ich Euch richtig verstanden? Die Diebesbeute sei teilweise als Spende für Bedürftige aufgetaucht?"
Khorena blickt Loherich fragend an.
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"und der anführer trägt eine Rüstung? Deshalb muss er doch längst kein Adeliger sein." Pellinor fühlte sich in seiner Ehre als Adeliger ein wenig gekränkt. "Das mit den Beuteln ist sehr interessant. Und ein wenig bedenklich, finde ich. Wer weiß, was er dadurch erreichen möchte... Normalerweise gibt man nicht umsonst einfach Geld an irgendwelche Bedürftigen..." Pellinor runzelte die Stirn und dachte nach.